text by Elisabeth Faller MSc 2020 

 

Die PartnerGarnelen     

 

das sind Larissa Tomassetti und Frank Tomassetti-Kropiunik, die künstlerisch und auch privat ein Paar sind. Sie arbeiten seit 2007 an gemeinsamen künstlerischen Serien und an Performances und leben in der Künstlerstadt Gmünd in Kärnten.

Der Künstlername der "Partnergarnelen" leitet sich von den Unterwassertieren ab, die in 35 Gattungen und 200 Arten in vielen möglichen Farben und Formen vorkommen. Auch ist das Bild für "unter Wasser" ein Symbol für das Unbewusste des Künstlerpaares, das in den gemeinsamen Zeichnungen, Malereien und Performances seinen Ausdruck findet. Es entstehen Traumwelten, die auch für die beiden Künstler selbst immer wieder Überraschungen bieten.

Beide Künstler haben natürlich auch jeweils ihr künstlerisches Eigenleben, das bedeutet, sie verschmelzen nicht völlig in den "Partnergarnelen". Ich habe nachgefragt, ob sie einen Prozentsatz nennen könnten, den die Partnergarnelen in ihrem Schaffen einnehmen. Zu 70 % nennen beide Künstler den Raum des jeweils eigenen künstlerischen Schaffens, und 30 % der Zeit der künstlerischen Tätigkeit gehört den Partnergarnelen.

Darf ich die beiden Künstler zunächst einmal als Künstlerpersönlichkeiten kurz vorstellen:

Larissa Tomassetti ist 1972 in Villach geboren, hat an der Universität Mozarteum in Salzburg Kunst studiert, sie erhielt ein Stipendium an der École des Beaux Arts in Paris. Sie entfaltete ihr persönliches künstlerisches Schaffen in ihrem Atelier in Gmünd, seit einigen Jahren arbeitet sie auch im Haus der Begegnung in Villach.
Seit 2007 gibt es die gemeinsame künstlerische Arbeit mit ihrem Partner.

Frank Kropiunik studierte an der Universität für Angewandte Kunst in Wien (bei Karl Ludwig Attersee) und an der Universität Mozarteum in Salzburg. Seit er Larissa Tomassetti kennen und lieben gelernt hat, lebt er mit ihr gemeinsam in einer Patchwork-Familie mit vier Kindern in Gmünd.

Im Jahr 2007, als die Partnergarnelen sich zu umkreisen begannen, war es eine vorsichtige Annäherung. In einem vertrauensvollen Verhältnis und in Ehrlichkeit auch im künstlerischen Umgang miteinander entfaltete sich ein gemeinsamer Weg, der mit einfärbigen Tuschzeichnungen begann, denen man die vorsichtige Umgangsweise miteinander ansieht.

Beide sagen, dass die Voraussetzung für die gemeinsame künstlerische Arbeit der gewachsene und eigenständige persönliche künstlerische Weg gewesen war. Beide haben von Anfang an nicht beabsichtigt, sich im jeweils Anderen "zu verlieren", oder sich als Individuen jeweils aufzugeben am weissen Blatt. Die Idee war, spielerisch zu erkunden, wo sich die zwei künstlerischen Organismen "überschneiden"

Anfangs hatten die Partnergarnelen eher linear und in Tusche gearbeitet, das war ab 2007. Die ersten Malereien folgten ab circa 2011, man vereinbarte zunächst die Beschränkung auf eine Farbe.

Und es ist war für die Beiden wie ein Paarlauf beim Eislaufen, je intensiver ein Paar aufeinander eingespielt ist, desto freier werden die Figuren, in völligem Vertrauen zueinander, eine beständige Einübung in "Führen und Geführt werden".

Die Regeln in Form und Farbe der ersten Jahre, die sie beide als wichtig für die Entstehung der Arbeiten gefunden haben, haben sich mittlerweile aufgelöst, es kommt immer stärker die nonverbale Abstimmung der beiden Künstler zu tragen, die Bildsprache vereinigte sich Schritt für Schritt. Beide sagen, es hätte viel Mut gebraucht, sich künstlerisch im gemeinsamen Arbeiten ganz aufeinander einzulassen.

Man könnte fast sagen, es spiegelt sich in der wachsenden Gestalt der Partnergarnelen das künstlerische und auch menschliche aufeinander Zugehen, miteinander Wachsen zweier Künstler und zweier Menschen.

Für mich persönlich ist die Dynamik der Arbeiten der "Partnergarnelen" ein Zeichen und ein künstlerischer Spiegel dafür, dass es in einer Beziehung, in der sich zwei Menschen dynamisch und mutig aufeinander einlassen, es eigentlich keine Grenze gibt, sondern dass durch das Sich-Einlassen eine immer größere Intensität, eine unglaubliche Vielfalt an Farben und Formen entsteht.

Larissa Tomassetti und Frank Tomassetti-Kropiunik nehmen ihre Inspiration für die "Partnergarnelen" nicht zuletzt aus anderen gemeinsamen Interessen, zum Beispiel aus dem gemeinsamen Klettern am Berg. Man muss sich gegenseitig am Berg sichern, mutig sein, Vertrauen zueinander haben, sich aufeinander verlassen können.
Das lässt sich mit den Performances der Partnergarnelen gut vergleichen. Die Arbeiten werden immer vielschichtiger, detailreicher, verschlungener, in diesem jahrelangen gemeinsamen Wachstumsprozess als Künstler und als Menschen.

Die Malereien der Partnergarnelen sind nicht ausformuliert, sie bleiben offen und auch offen interpretierbar. Die beiden Künstler erleben sich gegenseitig immer stärker als einander positiv überraschend. Durch Brechen von Regeln im Bildaufbau (Vordergrund, Hintergrund, Mitte) entstehen immer wieder neue Formen und Perspektiven. Das direkte Malen erleben beide als immer neues Erlebnis, als neue Wahrnehmung. Es gefällt ihnen, sich gegenseitig immer wieder zu überraschen in einem nonverbalen künstlerischen Dialog. Sie erzählten mir auch, dass sie beide spüren, wann das Bild fertig ist, und es ist für beide eigentlich immer zugleich "fertig".

Erst wenn das Bild "fertig" gemalt ist, reflektieren beide die gemeinsame Arbeit, während des Malens sind beide wie in einer Traumwelt, in der sie sich bewegen. Sie erleben beide das Gefühl, dass "die Welt offen" ist, während dieser Arbeit.

 

Eine gemeinsame Performance wie heute Abend ist für die Beiden wie eine gemeinsame Klettertour voller Überraschungen - und Sie alle haben heute Abend Teil an einem Beginn eines solchen Arbeitsprozesses.

Dies ist nur ein erster Schritt an einem gemeinsamen Bild, den Sie heute miterleben, es folgen viele Arbeitsakte der Beiden gemeinsam, die Arbeit wird Schicht für Schicht entstehen, manchmal durch mehrere Schichten, die nicht mehr klar gesehen werden, jedoch hindurchscheinen durch das Bild, man kann sie fühlen.

Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie aus dieser nun fast 13 Jahre andauernden Partnerschaft der "Partnergarnelen" aus einer vorsichtigen Annäherung im Entstehungsprozess eines Bildes mit den Jahren unglaublich kraftvolle, farbstarke und dynamische Werke entstehen, die symbolisch und künstlerisch zeigen, dass ein "Sich-aufeinander-einlassen" ein sehr dynamischer Prozess ist. Und wie die Psychologie sagt, dass eine menschliche Persönlichkeit "kein Ende und keine Grenzen" hat, sich ständig weiter entwickeln kann.  Ich nehme bei den Partnergarnelen wahr, dass  ein Künstlerpaar, das sich menschlich und künstlerisch immer mehr aufeinander einlässt, die Grenzenlosigkeit des Miteinanders von zwei Menschen, von zwei Künstlern, immer stärker sichtbar machen kann.

Das ist für mich das schöne Geheimnis der Partnergarnelen, die unter Wasser und über Wasser sehr Schönes gemeinsam erschaffen. 

 

Elisabeth Faller, MSc
12. 2. 2020

 

 

Das Malen zu zweit ist unkonventionell, schwierig und herausfordernd. Man lernt dadurch sehr viel über seine eigene Herangehensweise und schafft es damit alte Muster aufzubrechen. (LT)